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Bierbrauen mit PC und Waschmaschine - ein Erfahrungsbericht

Durch Jean Pütz und die "Hobbythek" kamen wir auf die Idee, selbst einmal Bier zu brauen. Der erste Versuch fand als IG in einem Ferienlager statt: die Gruppenleiter bekamen von den TeilnehmerInnen zum Ende des Lagers je eine Flasche "Hankenberger-Lager-Bier" geschenkt. Nach der Verkostung stellte sich die Frage: "Und wann brauen wir das nächste Mal?"

In den folgenden 3 Jahren gab es eine Reihe von Brauversuchen mit unterschiedlichen Personenkreisen. Immer wieder stellte sich das Problem, ein geeignetes Braugefäß und eine passende Heizquelle zu finden.

Vor drei Jahren hatten wir die Idee, eine alte Waschmaschine (Toplader) zum Brauen umzubauen. Folgende Gründe sprachen dafür:

Zufällig sah ich einige Tage später eine passende Waschmaschine bei einem Kollegen stehen. Sie war defekt (wie sich später herausstellte, mußte nur der Kondensator erneuert werden), und ich konnte sie direkt mit nach Hause nehmen.

Damit sich das geschrotene Malz nicht auf den Heizstäben festsetzte und die Pumpe nicht verstopfte, wurde aus Stoffwindeln eine Art Riesen-Teebeutel genäht. So konnte die Trommel in der Maschine bleiben und der Motor zum Rühren verwendet werden.

In einem Probedurchlauf - die Maschine war natürlich zuvor gereinigt und der Ablaufschlauch ersetzt worden - wurde getestet, ob das theoretisch durchdachte Prinzip funktioniert, denn die Inhaltsstoffe sollten ja aus dem Malz in das Brauwasser ausgewaschen werden. Als dieser Versuch gelungen war, ging ich an den Umbau der Maschine.

Sicherlich wäre es auch möglich, Motor und Heizung per Hand zu bedienen, aber ich suchte nach einer automatischen Lösung: Der Brauvorgang sollte über frei zu wählende Zeitabschnitte und Temperaturen gesteuert werden, und auch die Trommeldrehungen sollten frei wählbar sein.

Deshalb entfernte ich die elektromechanische Steuerung und ersetzte sie durch eine Reihe von Relais, die einzeln angesprochen werden können und Wasserzu- und ablauf, Heizung sowie Motor links bzw. rechts steuern. Die Temperaturmessung erfolgt über einen elektronischen Baustein, der die Temperatur in digitale Impulse verwandelt, die Wasserstandsmessung über einen Baustein, der je nach Wasserdruck (=Füllstandshöhe) eine entsprechende Spannung abgibt, die in digitale Signale verwandelt wird.

Die parallele Schnittstelle des PC gibt die relativ einfache Möglichkeit, einzelne Steuer- und Datenleitungen anzusprechen. Durch ein C-Programm wird nun die Bierbrau-Waschmaschine gesteuert.

Ein Brauvorgang sieht nun so aus:

Die Maschine wird an der Wasserleitung angeschlossen, der Ablaufschlauch aus Sicherheitsgründen ins Spülbecken gehängt. Der Computer wird angeschlossen und das Programm gestartet. Wenn die Temperatur zum Einmaischen erreicht ist, gibt der Computer ein Signal und hält die Maschine an. Jetzt wird der gut verschlossene Beutel mit dem Malz eingefüllt und der Deckel geschlossen. Die Maschine heizt jetzt auf zu den verschiedenen Rastzeiten, die Trommel dreht sich in den zuvor festgelegten Intervallen. Wenn die Läuterungsphase abgeschlossen ist, können Beutel und Trommel entfernt werden. Für eine bessere Ergiebigkeit ist es aber sinnvoll, den Sud in einem externen Läutergefäß noch einmal durch die Maische laufen zu lassen.

Der Sud wird nun auf 100 Grad erhitzt und der Hopfen in einem kleinen Beutel zugegeben. Nach einer Stunde ist der Sud fertig und kann ins Gärgefäß umgefüllt werden. Wenn er sich auf 20 Grad abgekühlt hat, wird die zuvor angesetzte Bierhefe dazugegeben.

Einige Tage später wird das Bier von der Hefe abgezogen und in Flaschen umgefüllt, wo nun die Restgärung für den nötigen Kohlensäuredruck sorgt. Einige Wochen später ist das Bier fertig.

Weiterführende Literatur:

Wolfgang Link, Messen - Steuern - Regeln über die Parallel-Schnittstelle des PC, Franzis-Verlag München 1994